easydb Bilddatenbank, Digitale Diathek und Mediathek im Bereich Kunstgeschichte
Vom Einzug des Bildes in den Hörsaal bis zur web-basierten Diathek
Die Verwendung von Bildreproduktionen in der kunsthistorischen Vermittlung und Lehre hat bereits eine lange Tradition. Als Pionier für die ersten Ansätze Lichtbildprojektionen für Forschung und Hochschuldidaktik zu verwenden, gilt der Karlsruher Professor Bruno Meyer um 1873.
Etabliert und weitläufig verbreitet wurden Diaprojektionen für die Vermittlung und den Erkenntnisgewinn kunstwissenschaftlicher Zusammenhänge jedoch durch den Berliner Hochschulprofessor Hermann Grimm seit 1892, der auch für die Etablierung des ersten Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Universität Berlin verantwortlich war. [1] Mithilfe von Fotographie und Diaprojektion erleichterte Grimm den Zugang zur Kunstgeschichte und legte das Fundament für bildimmanente Ansätze und Methoden, die heute aus dem kunstwissenschaftlichen Lehrbetrieb nicht mehr wegzudenken sind. Durch Lichtprojektionen gelang es erstmals die Betrachtung eines Bildes für alle Zuschauer zeitgleich zu ermöglichen und mit dem Vortrag zu synchronisieren. [2]
Der technische Fortschritt und die Digitalisierung haben die Fotografie und die Rezeption wesentlich geändert. Die neuen Technologien haben auch Einzug in die Hochschulen und die Lehre gehalten und die Mittel und Methoden zur Vermittlung von Kunstgeschichte entscheidend transformiert. [3] Den analogen Medien wurden digitale Medien zur Seite gestellt und etablierten sich fortwährend zu einem unverzichtbaren Mittel kunsthistorischer und -wissenschaftlicher Vermittlung.
Zur Integration digitaler Medien in die Vermittlung stehen moderne Softwarelösungen in Form von Bilddatenbanken, digitalen Diatheken und Mediatheken zur Verfügung. Webbasierte Datenbank Technologie erlaubt den ortunabhängigen Zugriff auf umfangreiche Repositorien der Kunstgeschichte. Wenngleich Nutzer kunstgeschichtlich relevanter Bilder schnell geneigt sind Recherchen bequem über Suchmaschinen wie google abzuwickeln, so können diese jedoch eine professionelle Dia- oder Mediathek nicht ersetzen. Primärer Zweck von Suchmaschinen ist die Recherche von Inhalten, nicht jedoch die Suche nach Daten und Dateien, die wiederum in einer professionellen Datenbank verwaltet und mit qualitativ hochwertigen und wissenschaftlich fundierten Informationen gepflegt werden. Neben hoher Bildqualität bietet eine professionelle Bilddatenbank in der Kunstgeschichte außerdem hilfreiche Tools aus der Tradition kunsthistorischer Lehrmethoden. Zu den gängigen Features zählen der Bildvergleich durch Doppelprojektion, stufenloser Zoom sowie Präsentationszusammenstellungen innerhalb der Datenbank.
Hintergrund der ersten easydb
Entstanden ist die Idee der Digitalen Diathek angeregt durch einen Professor der Kunstgeschichte im Rahmen eines e-learning Projekts, das im Jahr 2002 an der Universität Bern startete. Der Wunsch nach einer digitalen Diathek, die das Bild in den Vordergrund stellt und als Hilfsmittel für die Lehre in der Kunstgeschichte dient, begründete die Entwicklungsgeschichte der easydb Technologie.
Das Ausgangsprinzip der Ursprungsversion war eine einfach zu handhabende Diathek, mit der Lehrmaterial digital zur Verfügung gestellt werden kann. Wichtig war die Erreichbarkeit der Diathek über einen Browser, um einen einfachen Zugriff zu gewährleisten und ein selbsterklärendes Datenmodell für die Erfassung durch Hilfskräfte und Bibliothekspersonal, weshalb von einer systematischen Tiefenerschließung im Umfang eines Dokumentationssystems zur Sammlungserfassung zunächst abgesehen wurde.
Weiterentwicklung
Sukzessive wurde die Digitale Diathek dann um Tools und Features ergänzt, die den traditionellen Mitteln und Methoden kunstwissenschaftlicher Vermittlung entstammten und sich an den Arbeitsweisen mit analogen Diatheken orientieren. Dem Diaprojektor entspricht das Präsentationstool, das Präsentationen direkt aus der easydb heraus möglich macht und ohne Export der Daten genutzt werden kann. Analog geführte Arbeitsmappen können in der easydb entsprechend digital angelegt werden. Darin lassen sich Kollektionen für Unterrichtseinheiten und einen kollaborativen Zugriff innerhalb von Arbeitsgruppen zusammenstellen und einrichten. Eine Exportmöglichkeit für Power Point ist ergänzend ebenfalls gegeben.
Datenmodell und Nutzung
Schlankes Datenmodell
Der ersten easydb in der Kunstgeschichte lag die Idee eines Datenmodells zur Erfassung der Digitalisate zugrunde, das in erster Linie schlank sein sollte. Im Vordergrund standen eine schnelle Auffindbarkeit der Bilder und Medien sowie eine ebenfalls schnelle und einfache Erfassung der Digitalisate und Fotographien. Als Grundlage für das Datenmodell diente die Beschriftung auf analogen Dia-Rahmen. Gleichermaßen Anwendung fand die Diathek im Fachbereich Archäologie. Zu den Basisdaten gehören:
Titel, Künstler, Herstellort (faktisch und stilistisch), Datierung (Werkdatierung), Epoche (aufgrund offener Datierungsgrenzen stellt dies oftmals eine Herausforderung dar), Ort (relevant für die Epoche), Fundort (relevant für Archäologie)
Zusätzlich sind noch Angaben über Technik, Maße (des Originals), Gattung (für die Recherche nützlich) und Ikonographie (hier ist allerdings Fachexpertise erforderlich) möglich. Das Datenmodell kann an alle Erfassungskonventionen angepasst sowie flexibel erweitert werden.
Abbildungsnachweise
Die Aufträge zur Erfassung von Bildern und Metadaten werden häufig durch Hilfskräfte kunstgeschichtlicher Institute realisiert. Zu den Mindestanforderungen für Abbildungsnachweise zählt die Nennung des Fotographen mit Namen. Darüber hinaus ist die Angabe des Copyrights möglich und im Besonderen für sogenannte born digitial Bildwerke sinnvoll. In einem Kommentarfeld können zusätzliche Hinweise und Anmerkungen hinterlassen werden.
Eingabekonventionen
Durch kontrollierte Vokabulare in Listen werden Standards und Normen gepflegt. So können auch autonome Eingabekonventionen gewahrt werden. Die Einbindung von Normvokabularen und Thesauri sowie die Anbindung an externe Dienste wie Literaturserver ist ebenfalls möglich.
Datenhaltung in Pools
Die Zuweisung zu unterschiedlichen Sammlungen oder Fachbereichen ist durch die Einordnung in Pools möglich. Hierdurch können Medien nicht nur strukturiert verwaltet werden, sondern auch die Rechte für Zugriff, Nutzung und das Lesen der Daten gesteuert werden. Das Rechtemanagement ist ebenfalls für sämtliche Daten und alle Nutzer anwendbar.
Recherche
Für die Recherche stehen eine einfache Suche sowie ein erweiterter Suchmodus (Expertensuche) zur Verfügung. Mithilfe der Expertensuche können die erfassten Eingabefelder einzeln oder in Kombination durchsucht werden. Mehrere Sucheinträge werden mit einem automatischen UND verknüpft.
Tools für Lehre und Vermittlung
Lehrkräfte aus dem Mittelbau sowie Professoren/-innen bereiten mithilfe des Präsentationstools Lehrveranstaltungen vor und könne diese aus der easydb heraus im Lesesaal präsentieren. In Arbeitsmappen werden Seminarinhalte ebenso wie Recherche- und Suchergebnisse gespeichert. Durch den Bildvergleich in Doppelprojektionen sowie einen stufenlosen Zoom sind traditionsreiche Lehrmethoden auch aus der easydb heraus möglich.
Connector Verbund
Die ersten digitalen Bilddatenbanken basierend auf easydb in der Kunstgeschichte bauten auf einem Verbund mit den Universitäten Basel, Berlin (FU), Bern, Stuttgart, Wien und Zürich (ETH) auf. Für die Zusammenarbeit wurde der easydb Connector entwickelt – ein Tool, das es ermöglicht eine easydb mit anderen easydbs zu verbinden. Durch die easydb Connector-Funktion stehen den Verbundpartnern institutsübergreifend Bilder zur Verwendung in Lehre und Forschung zur Verfügung.
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Quellen:
[1] http://blog.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/reprometh/blog/2016/01/12/der-einsatz-von-fotosammlungen-und-lichtprojektion-in-kunsthistorischen-vorlesungen/ (1.3.2016)
[2] http://www.kunstgeschichte.hu-berlin.de/wp-content/uploads/2010/05/Haffner_FS-HB_2007.pdf (1.3.2016)
[3] http://www.kunstgeschichte.de/kgs/publikationen/skgs.html (1.3.2016)